Donnerstag, 1. Mai 2008

Südengland

Wieder in London angekommen, hatte ich irgendwie nicht viel Zeit, meine Sachen zu packen, denn wie geplant brachen Janchen und ich zu unserer Südenglandreise auf, die ich nun irgendwie versuchen will zu beschreiben :-)! Zum Glück haben wir viele schöne Fotos, die euch schon einmal einen guten Eindruck geben sollten und überhaupt solltet ihr euch selbst einmal auf die Socken machen (vielleicht solltet ihr Bournemouth trotz des schönen Strandes auslassen, doch dazu später).

Oxford


Diese eindrucksvolle Unistadt war Station 1 unserer Reise und zeigte sich bei bestem Sonnenschein.
Ich komme gleich zu meiner liebsten Sehenswürdigkeit – der Christchurch und dem Unikomplex! Und das nicht nur aus architektonischen Gründen, aber vielleicht erkennt ihr ja selbst, was es mit diesem Ort auf sich hat:


Tatsächlich ist dieser mittelalterliche Saal Teil des Sets der Harry Potter-Filme und ich wurde ganz wuschig bei dem Gedanken, dass Alan Rickman an diesem Tisch gesessen hat… (entschuldige, mein Schatz, aber Alan ist schon eine Sahneschnitte… auch wenn du noch süßer bist – um bei der Metapher zu bleiben *g*).

Wir waren gerade an dem Wochenende vor Semesteranfang dort und so liefen ständig voll bepackte Stundenten mit ihren hilfsbereiten Eltern durch die Gegend und räumten ihre Sachen ein.
Als wir es uns im Hof gemütlich machen wollten, kam sofort ein Angestellter der Uni auf uns zu und fragte, ob wir denn hier studieren? Hm, ich war kurz versucht… doch da platze es schon aus ihm heraus – nur als Oxford-Student darf man in den Hof und nur als senior student den gepflegten Rasen betreten *aargh*!

Doch trotzdem waren die Menschen, denen wir in Oxford begegnet sind, wirklich nett und hilfsbereit und die auf den Grünflächen (außerhalb des wirklichen Campus natürlich) herumliegenden Studenten gaben mir ein Gefühl von Heimat *g*.


Abends dann begaben wir uns in einen ziemlich bedeutenden Pub – dem Eagle and Child -, denn hier saßen unter anderem schon C. S. Eliot und J.R.R. Tolkien und tauschten sich über Literatur, Philosophie, doch hoffentlich auch paar ganz alltägliche Themen. Ist schon merkwuerdig, einen solchen Ort zu besuchen und nach den Initialen der Schriftsteller zu suchen, die sie einst als Geburtstagsgruss an den Wirt hinterlassen haben...


In Oxford dann habe ich auch das hoffentlich perfekte Geburtstagsgeschenk für Julia gefunden, dass ich dann für den Rest meiner Reise mit mir rumgetragen habe – doch es musste einfach sein! Darfst gespannt sein, Süße (ist ja nicht mehr soo unglaublich lange hin)!


Bristol


Am zweiten Tag fuhren wir nach Bristol und da uns Tati und Maja den Tipp gegeben haben, einfach immer in der lokalen tourist information nach den besten Plätzen zu fragen, fanden wir uns dann auch in selbiger wieder. Wieder einmal ein schöner Dialog:

Wir: Hallo, wir wollten mal fragen, was es denn hier in Bristol so zu sehen gibt und wo man am Besten weggeht?
Schaltermensch: Wie? Wo wollen Sie denn hin?
Wir: Wie jetzt?
Schaltermensch: Na, nach Bath doch bestimmt?
Wir: Nee, erst morgen, heute sind wir halt in Bristol.
Schaltermensch: Hm… fahren Sie nach Bath, da ist es echt schön…

Oh Mann… ich meine, dieser Mensch war wirklich total nett und nach Längerem Überlegen konnte er uns doch den Weg zur Clifton Suspension Bridge zeigen, but still… :-)

So standen wir einige Zeit später doch tatsächlich auf dieser wirklich atemberaubenden, sich bewegenden (!) Brücke und mir wurde ganz anders… Während Janchen de kolossalen Ausblick genoss, versuchte ich mich an den Strängen festzuhalten und möglichst nicht nach unten zu schauen. Auf dem Rückweg kam uns dann eine Polizistin entgegen, die uns bestätigte, dass diese Brücke leider auch ein suicide hotspot ist und bis vor Kurzem etwas einmal im Monat jemand hier den Tod fand – heute sind überall Gitter angebracht, es gibt einen Wachtposten (armer Mensch…) und die Samariter haben ihre Hotline-Nummer an die Säulen gepinnt.

Dave, der einige Zeit in Bristol gelebt hat, hat uns eine Legende aus dem 19. Jahrhundert erzählt. Eine lebensmüde Frau sei von der Clifton Suspension Bridge gesprungen, doch weil ihr riesiger Reifrock wie ein Fallschirm den Sturz bremste, soll sie tatsächlich überlebt haben. Und falls jemand die Sängerin Shirley Bassey kennt? Ihre Tochter hat sich wohl tatsächlich diesen Ort für ihren Selbstmord ausgesucht… ein merkwürdiges Gefühl und ich frage mich nur, wie verzweifelt ein Mensch sein muss, um freiwillig dort runter zu springen.

Nunja, jetzt denkt ihr wahrscheinlich alle nur Schlechtes von Bristol… doch es war eigentlich eine ziemlich schöne Stadt, die zwar kein besonders interessantes Zentrum hat, doch wenn man in ihr lebt und die guten Orte kennt, bestimmt ein guter Studienort ist (nach Dave *fg*).



Bath


Oh Bath! Schönste alle Städte! Perle Englands! Nein, im Ernst, Bath ist wunderschön und atmet viel Geschichte. Es ist das einzige erhaltene römische Thermalbad Englands und noch heute kann man aus den angeblich heilenden Quellen trinken (nicht zu empfehlen, schmeckt widerlich) und schon im 18. Jahrhundert war es einer der Kurorte. Ich kannte Bath auch aus den Romanen von Smollett, Austen und Fanny Burney – auch wenn die Meinungen dieser Berühmtheiten stark auseinander gingen:


„Bath is a stewpan of idleness and insignificance“ ~Tobias Smollett

“Wundervoll gelegen und schön gebaut.”
~Haydn

“Bath is a mouldy old roosting place.”
~Dickens

„Bath looks like a city of palaces, a town of hills and a hill of towns.“ ~Fanny Burney

“Methinks it cannot be clean to go so many bodies together in the same water.” ~Samuel Pepys

Übrigens entfuhr mir ein kleiner Freudenschrei, als ich im Audioguide die Stimme eines meiner allerallerliebsten Sprecher vernahm – Stephen Fry!!! Ich lief also strahlend mit seinen Kommentaren am Ohr durch die Therme und immer wieder warfen mir Leute merkwürdige Blicke zu…

Jane Austen hat ihr auch ein paar Monate ihres Lebens verbracht und heute gibt es das Jane Austen Centre, das Anlaufpunkt für jeden Fan ihrer Werke ist.
Am Tag unserer Abreise aus Bath gönnten Janchen und ich uns dann auch einen Sally Lunn Bun, ein großes, nicht besonders süßes Kuchenbrötchen, das wohl weltberühmt ist und im ältesten Haus Baths serviert wird, in dessen Keller man ein wenig Einsicht in eine Höhle mit Stalagmiten und –titen hat (wie heißt es eigentlich, wenn beide „zusammengewachsen“ sind? Geo/Bio-LKler bitte vor :-)! Ich hoffe, es ist ein exotisches Wort und nicht Säule oder so…).


Bournemouth



Bournemouth stand auf unserem Plan vor allem aus einem Grund – es hat eine Küste. Diese war auch wirklich wunderschön und erinnerte mich an die Ostseeurlaube meiner Kindheit (mein Schatz, ich werd dich schon noch vom Zelten überzeugen).




Und so sammelten wir Steine und Muscheln und schauten uns Wellen an. Doch Bournemouth selbst wird leider von allzu garstigen Ureineinwohnern besiedelt. Einige dieser Exemplare zeigten uns bereitwillig ihre Antipathie und wir überlegten uns, uns später besser eine Seniorenbleibe an einem anderen Ort zu suchen (dabei ist Bournemouth gerade als solche überaus beliebt – bei Engländern).


Abends tauchten viele Neonstrahler die Innenstadt auch in ein merkwürdig künstliches Licht und auch die Palmen wirkten deplatziert. Und auch wenn ich keine bekennende Christin bin, schockierte mich die in rotes Licht getauchte Kirche, in der heute ein wohl exklusiver Club seinen Platz gefunden hat.
Doch erwähnte ich unser sonniges Gemüt?


Auf der Heimfahrt dann verschlief ich die ganze englische Landschaft und erwachte, als wir gerade auch Höhe South Kensington an den Museen vorbeifuhren. Diese Reise war einfach wunderschön und Janchen und ich harmonieren einfach super als Freunde und Reisepartner, doch trotzdem habe ich mich sehr gefreut, wieder im guten alten London, „zu Hause“, zu sein.