Mittwoch, 26. September 2007

„Just sit down and have a nice cup of tea“

Nach ein paar Tagen hier auf der Insel sind Jana und mir so einige kulturelle und sprachliche Besonderheiten aufgefallen, die einfach total sympathisch, etwas erstaunlich oder fast unglaublich sind. Jeder Tag hier hält Neues für uns bereit und man merkt, wie sehr man auch auf die kleinsten Details achtet (Kleidung und Make-up einer Verkäuferin, Aussehen der Schule im Vorbeifahren…), weil man eben noch nicht im Alltag angekommen, sondern inmitten etwas absolut Neuen. Doch gerade das macht unglaublich viel Spaß und ist sehr spannend.

Was uns beeindruckt hat, war die Hilfsbereitschaft der meisten Menschen hier. Letztens standen wir irgendwo in der Nähe von Isleworth/Hounslow an einer Bushaltestelle ins Niemandsland. Jana fragte 2 Schuljungen nach dem Weg, daraufhin schaltete sich eine Omi ins Gespräch ein und zu guter Letzt noch eine weitere Passantin, sodass 4 vollkommen fremde Leute uns Ratschläge zum besten Weg zurück in die Zivilisation (*g*) gaben!! Einfach total lieb. Was uns am Anfang etwas irritiert hat, sind die Ortsangaben und Wegbeschreibungen in London – frage einen Londoner nach dem Weg und du bekommst fast immer die gleiche Antwort „Oh, it’s just down the road“ (nur die Straße runter) – auch wenn das Ziel 10 km entfernt ist, „it’s just within walking distance“ (man kann dahin laufen). Hehe, also vorher in den A-Z (Straßenverzeichnis) geschaut und dann fix einen Bus gesucht.



Genial ist auch, dass man hier fast alles fix und fertig und direkt bekommt. Nehmen wir einmal das Essen. Der gemeine Londoner, so Eileen, würde selten auf die Idee kommen zu kochen. Das ist hier ein eher exotisches Hobby, denn die Wohnungen sind klein und dafür die Versuchung groß, alles fix und fertig zubereitet (!) und frisch im Supermarkt einzukaufen und dann in die Mikrowelle zu stopfen. Das beste Beispiel für eine solche Kette ist Mark’s & Spencer – in dem es alles in kleinen Portionen fertig abgepackt und appetitlich hergerichtet gibt – vom Sandwich (göttlich!! Karamellisierte Zwiebeln!!!) über Salate bishin zu gebratenem Huhn oder ofenfertig-geschichteten Lasagne. Interessant finde ich auch, dass das WG-Leben hier meist keine freiwillig gewählte Daseinsform ist, sondern den verdammt hohen Mietpreisen „geschuldet“. Daher wohnen selbst komplett erwachsene Arbeitnehmer (selbst solche, die verhältnismäßig gut verdienen wie Lehrer) in WGs statt ihre eigene kleine Wohnung zu haben. Zum Vergleich – ich habe jetzt ein wirklich, wirklich günstiges Zimmer gefunden für diese Größe. Es ist etwa 13qm (geschätzt) und kostet £ 360/Monat, was etwa € 470 sind. Dafür bekommt man in Deutschland schon eine komplette Wohnung. Sehr saftig also alles hier, ebenso wie die Lebensmittelpreise, doch man gewöhnt sich sehr schnell daran.







Angesichts solcher Umstände haben die Engländer jedoch häufig auch eine Universallösung parat: „Just sit down and have a nice cup of tea!“ und tatsächlich schmeckt Tee mit Milch ganz lecker, wenn man sich drauf einlässt :-)! Jedenfalls hat es genau die richtige Wirkung, man sitzt zusammen, trinkt Tee und lässt den Tag revue passieren, macht Witze und entspannt sich. Ein schönes Ritual, wenn ihr mich fragt, also werdet ihr wohl von mir ab sofort öfter mal zum Tee eingeladen werden…



Ealing gefällt mir übrigens richtig gut. Mittlerweile sind wir ja in mein neues Zimmer eingezogen. Meine Mitbewohnerin und eigentlich auch „landlady“ heißt übrigens auch Eileen, nur eben mit E statt mit A. Sie ist einfach pragmatisch. Ich denke sowieso, dass hier dem Chaos einfach mit Pragmatismus und Humor statt mit Jammern und Stöhnen begegnet wird… Ich meine, sie war die erste, die ich überhaupt angerufen habe und wohnt hier selbst noch auf einer Baustelle, doch mittlerweile haben wir uns hier ganz gut, wenn auch provisorisch, eingelebt. Diese Woche wir der Fußboden abgeschleift und nächste Woche die Wände gestrichen und in etwa 2 Wochen werden hier wohl auch echte, richtige Möbel stehen. So lange schlafen Jana und ich auf Luftmatratzen und versuchen, es uns so gemütlich wie möglich zu machen.

Sonntag, 23. September 2007

Settling IN

Guten Morgen!
Gestern ist es bereits so spät geworden und daher mache ich einfach jetzt weiter... es ist schon merkwürdig, kaum ist man ein wenig unterwegs, erlebt man einfach zu viele Dinge um sie sich zu merken und hier einstellen zu können.

Aber Jana hat ein total cooles Bild geschossen (immerhin studiert sie Kunst und ist wirklich begabt - Grüßa an Jana :-)) ... gestern Abend, als ich gerade auf dem Hostelflur sitzend gepostet habe.


...übrigens haben wir beide hier wohl schon den Ruf der komischen deutschen Internetfreaks weg ;-)! Aber was tut man nicht alles! Oh, ich wollte übrigens heute mal ein dickes, fettes Dankeschön an alle sagen, die mir sooo einen schönen Abschied beschert haben - ihr seid einfach wundervoll und ich wüsste nicht, was ich ohne euch tun würde. Und gerade an meine Besten - ihr wart wundervoll, gerade in schweren Zeiten erkennt man, wer wirklich zu einem hält und ein echter Freund ist und wer nur ein Sonnenschein-Bekannter ist... und natürlich an meinen lieben Schatz, der einfach wundervoll für meine Familie und Co gekocht hat und einfach der beste Mann der Welt ist!! Ich liebe dich!!Oh, doch ich möchte euch auch nicht das obligatorische Picadilly Circus-Foto vorenthalten, also: Hier ist es.




Gestern haben wir uns dann auch einen "ultimate Burger" gegönnt, der wirklich ultimativ lecker war. Und ein paar Straßen vom Picadilly entfernt, waren wir plötzlich in China Town... Jana meinte treffender Weise, dass einen wo auch immer man aussteigt, ein neues London erwartet - in Houndslow, wo Janas Lampton School ist, laufen z.B. suuuper viele Inder rum und in Ealing sollen es viele Pakistani und Polen sein. Ist schon sehr bunt hier, aber ich liebe das. Irgendwie ist es mega sympathisch, dass es hier so viele unterschiedlich aussehende Menschen gibt. Ha, habe übrigens auch einige fashion victims gesehen und Kathis Beobachtung kann ich nur bestätigen: In England sind momentan Ballerinas, Röhrenjeans (auch bei Kerlen) und geometrische, an die 80er erinnernde Prints en vogue. Also falls ihr den "London look" bekommen wollt, müsst ihr einfach alte Leggings und son Kram entmotten...


Und hier noch ein weiteres künstlerisch wertvolles Foto - Jana, Janas Fuß et moi in der tube. Die tube ist super, nur leider habe ich meine Reisekrankheit noch nciht ganz überwunden und so kommt es, dass ich manchmal etwas blass um die Nase und schwummerig aussehe, wenn wir gerade mal wieder quer durch London gebraust sind... ich gebe die Hoffnung noch nicht auf, dass sich das irgendwann mal bessert - sonst werden meine späteren Schüler einige "witzige" Klassenfahrten mit mir erleben :-)!

Heute treffen wir Meike, Janas Vorgängerin, wohl in Ealing. Ich bin gespannt, was sie uns alles zu berichten hat und welche Tipps sie an uns weitergibt. Und dann werden wir vllt. noch das ein oder andere Zimmer für Jana begutachten und letztendlich ein paar Sachen in meine neue Bleibe im Elmbank Way schleppen, da wir morgen aus dem Hostel ausziehen und erstmal in meinem neuen Heim (das noch renoviert wird!) unterkommen dürfen. Doch dazu dann einfach mehr. Ich freu mich übrigens seeehr über (momentan) elektronische Post von euch und hoffe, dass ihr es euch auch gut gehen lasst und ab und zu an mich denkt. Eure Leene

Samstag, 22. September 2007

Arrival





Heute ist bereits Samstag und Jana und ich sind bereits seit Donnerstag im Lande. Langsam wird es Zeit, meinen Blog zu beginnen und von den ersten Begegnungen und Beobachtungen hier zu berichten.








Doch erstmal kurz zum Flug: Jana brachte überraschend zwei Easyjet-speedy-boarding-Gutscheine (was für ein Wort!) mit und so gelangten wir in den "Genuss" als eine der ersten an Board zu gehen. Doch es war ein sehr merkwürdiges Gefühl, da alle Menschen in Gruppen (Klassen?!) eingeteilt und voneinander abgegrenzt wurden und wir in so einer Art 1.-Klasse-Bereich saßen und uns sehr unwohl gefühlt haben. Also wieder etwas dazu gelernt: Luxus nervt :-) und nächstes Mal steigen wir wieder freiwillig als Normalsterbliche zuletzt in den Flieger und sitzen neben dem Klo... hier nun ein paar Impressionen unseres Fluges, die beweisen, dass wir den Kontinent endgültig verlassen haben. Einfach toll... und eine seelige Jana und eine (noch) nicht reisekrank gewordenen und somit mindestens ebenso glückliche Leene.

Jaja, da wussten wir noch nciht, worauf wir und mit den gemeinsamen fast 20kg Übergepäck eingelassen haben und genossen einfach nur den Ausblick. Ich finde, da passt manchmal nur das von mir gern gebrauchte Wort surreal. Doch bald erstreckte sich unter uns die Insel und somit das Land, in dem wir uns hoffentlich bald ein bisschen heimisch fühlen:




Ja, so sieht also das gelobte Land aus der Vogelperspektive betrachtet aus. Einfach erhebend. Doch dann folgte die Ankunft in London-Luton. Nun muss man aber bitte nicht denken, dass der airport nahe and London ist, nur weil er dieses im Namen trägt. Doch zuerst plünderten Jana und ich einen Marks & Spencer... oh mein Gott, welch wundervolles Essen - ich hoffe, ihr werdet das selbst sehen und probieren, wenn ihr bei mir seid. Ich sag nur eins - delicious! Wie bereits oben kunstvoll vorausgedeutet, folgte un jedoch der definitiv strapaziöseste Teil unserer Ankunft - die Odyssee nach Hendon Central und zum London Backpacker's Hostel. Ich erspare euch die Einzelheiten und auch etwaige Fotos von bösen Schwielen und Blasen (Vorsicht: kleine Übertreibung) und berichte lieber von Hendon.

Wir scheinen hier in einem recht jüdischen Viertel gelandet zu sein und so liefen uns viele orthodox Gekleidete über den Weg, ein buntes Mischmasch von Menschen findet sich in Hendon und so fanden wir uns einem kosheren Shop wieder - mit kosherer Milch und demselbigen Wein. Wir wissen zwar immernoch nicht genau, wie das mit dem kosheren Wein funktioniert (und auch unsere israelische Mithosteleinwohnerin wusste es nicht genauer), aber geschmeckt hat er :-).

Das verführt mich dazu, euch kurz einen solchen kosheren Weinladen vorzustellen - doch nur unter der Bedingung, dass ihr dazu eine bestimmte Melodie pfeift/summt/markiert - guess which one ;-)







Oh, ich habe übrigens etwas Besorgniserregendes gesichtet... einen fetten schwarzen Raben außerhalb des Towers! Er folgt uns quasi direkt vor die Nase - doch da fiel es mir wieder ein: Hatten die Beefies nicht... egal, auf jeden Fall ein schönes Tier und ich werde mal nicht unken *g*!