Freitag, 28. März 2008

Heinrich VIII., Freud und ein ägyptischer Sarkophag

Nachdem uns nach diesen aufwühlenden Tagen nun der Schulalltag wieder eingeholt hatte, wurde es Zeit, dass mein lieber Niko und Janchens Eltern uns aus dem Alltag reißen. Zuerst kam Niko an – Sonntag Abend und wir machten es uns erstmal im Town House in Ealing gemütlich – angeblich ein alte-Männerpub, doch bis auf die unanständig fluchenden Kellnerinnen fiel uns kaum etwas Negatives auf. Und dort beschlossen wir das Programm der nächsten Tage – ein bisschen Kultur, ein bisschen Sehenswürdigkeiten und ganz viel Spaß. Genau die richtige Mischung, wenn man mich fragt.


Am nächsten Tag fuhren wir nach Hampton Court um uns den Palast Heinrich VIII. anzuschauen und auch wenn die Führerin versuchte, uns Heinrich als armen alten kranken (Schilddrüsenüberfunktion?) Mann ans Herz zu legen, so konnte man sich doch dem Spruch:

divorced, beheaded died, divorced, beheaded, survived
(geschieden, geköpft, gestorben, geschieden, geköpft, überlebt)

nicht entziehen – ein netter Merkspruch für die Frauen des berüchtigten Monarchen, der übrigens als junger Mann extrem gut aussehend gewesen sein soll und dessen Gemächt (entschuldigt das Wort *g*) auf jedem Portrait irgendwie extra hervorgehoben wurde – ich guck mal, ob ich eins für euch finde…

Naja, nur das große Plakat mit dem die Restaurierungsarbeiten verdeckt wurden - aber immerhin. Besonders Spaß gemacht haben uns die königlichen Gemächer samt extravaganter Einrichtung und der kunstvoll gestaltete Garten.




Denn Hampton Court Palace hat viele korrekt gestutzte Wacholder(?)-Sträucher und einen Irrgarten – der erste seiner Art in ganz England. Der durchschnittliche Besucher benötigt 20 Minuten um bis zur Mitte des Labyrinths vorzudringen, wobei wir uns dann gefragt haben, was die da drinnen noch machen? Picknick? Denn wir brauchten etwa 8 Minuten – Janchen war mit ihrer weiblichen Intuition etwas schneller als Niko und ich nach System, wobei auch gesagt werden muss, dass Niko und ich nach der Hälfte des Weges die Strategie geändert haben, weil Niko meinte sich erinnern zu können, dass man auf dem Weg IN ein Labyrinth immer rechts und auf dem Rückweg immer links gehen muss. Wie auch immer – Spaß hat’s trotzdem gemacht.


Und hier seht ihr Niko in der Mitte des Labyrinths (total erschöpft :-)).




Zuletzt waren wir dann in der Tudor kitchen und dem schauerlichen Weinkeller.





Wieder in London angekommen, haben wir einen lange gehegten Wunsch verwirklicht und eine originale Jack the Ripper-walking tour durch Whitechapel gemacht. Die 2-stündige Tour war mit allerhand interessanten Informationen und unansehnlichen Bildern bestückt und am Ende hatten wir zwar abgefrorene Gliedmaßen zu beklagen, aber auch hier war es das wert. Leider kann ich euch an dieser Stelle immer noch nicht verraten, wer denn Jack wirklich war, doch falls euch die verschiedensten Theorien interessieren – Jana, Niko und ich sind nun im Bilde.


Dienstag war nun wieder Schule, doch gleich nach dem Unterricht sind Niko und ich nach Holborn gefahren, nachdem er sich den Vormittag lang durch London hat treiben lassen (und das Orks Nest gesucht hat). Ziel war das Sir John Soane-Museum. Noch nie gehört? Es ist relativ unbekannt und auch nicht sehr leicht zu finden, doch ist man einmal da, kann man sich über diesen Mann nur wundern.
Sir John Soane war ein englischer Architekt, der sich reich geheiratet hat und dann sein Geld (oder besser gesagt, das seiner Frau) in all die Dinge investieren konnte, die einen Gentleman des 18. Jahrhunderts so interessierten. So findet sich in seinem Wohnhaus kaum ein Platz, der nicht von einer altertümlichen Büste, einem Stück Relief oder anderen merkwürdigen Dingen bedeckt wäre. Seine Frau muss wahnsinnig geworden sein.
In einem der Haupträume errichtete er eine Art „Raum im Raum“ in antikem Stil – es sieht so aus, als wäre inmitten des Raumes ein kleiner Tempeleingang.
Schön ist auch der Picture room. Denn da Sir John Soane wie gesagt kaum Platz hatte, musste er sich für seine umfangreiche Bildersammlung, die auch den berühmten the rake’s progress von William Hogarth umfasst, etwas einfallen lassen.


Zuerst sehen die Wände ganz unverdächtig aus, wenn auch wieder sehr voll gehängt. Doch dann zückt ein Mitarbeiter seine Samthandschuhe und öffnet die Wand (!) und hinter dem, was so normal aussah, öffnet sich wie in einem überdimensionalen Bilderbuch eine zweite Seite mit neuen Bildern. Dies ist auf beiden Seiten des Raumes möglich und auf einer Seite eröffnet es hinter einer weiteren Wand den Blick auf einen sonst schwer zugänglichen Teil des Hauses und das Untergeschoss. Verrückt.

Besonders gut gefallen hat Niko und mir die Statue eines nackten Mannes. Nicht einfach nur, weil er nackt war, sondern weil ein Feigenblatt sein bestes Stück so unzureichend bedeckt hat (es sieht sehr naturgetreu aus), das die Idee des Feigenblatts ad absurdum geführt wird.
Bestimmt war Sir John Soane ein Scherzkeks :-).


Doch eines der Höhepunkte des Museums ist ein originaler altägyptischer Sarkophag, der wohl auf kaum nachvollziehbarem Weg ins Soanes Heim gekommen ist und alle paar Jahre fordern irgendwelche Politiker, das er wieder an seinen Ursprungsort zurückgeführt wird. Glücklicherweise für uns ist diesem noch nicht Folge geleistet worden.

Nur noch ein Tipp zum Soane-Museum – auch wenn ihr nur zu zweit oder so seid, das Museum ist so klein und vollgestellt, dass immer nur eine verschwindend geringe Zahl von Menschen reindürfen. Deshalb meldet euch am Besten immer telefonisch als Gruppe an. Und einmal im Monat wird das Museum in den Abendstunden geöffnet und nur von Kerzenlicht erleuchtet. Das muss ich mir unbedingt mal anschauen.
Den Dienstag widmeten wir einem weiteren ungewöhnlichen Museum – dem Haus, in dem Sigmund Freud das letzte Jahr seines Lebens im englischen Exil verbracht hat und in dem seine Tochter Anna bis zu ihrem Tod im Jahr 1982 lebte.



Und ja, dort steht auch seine berühmte Couch.


Ich habe viele Dinge über ihn erfahren, die ich vorher nicht wusste und das Museum war gespickt von Ausschnitten aus seinen Traumdeutungen. Sein Arbeitszimmer was – ganz wie Soanes – voll gestellt mit antiken Büsten und Figuren. Leider hat sich Freud den Wunsch, nach Ägypten zu reisen nie erfüllen können, doch immerhin zeigt sein Arbeitszimmer ähnliche Anklänge.

Interessant fand ich auch, dass Freud seine Psychoanalyse mit der Tätigkeit eines Archäologen verglichen hat, da verborgenes von Menschenhand wieder an den Tag gebracht wird. Schöne Analogie.
Und selbst in diesem kleinen Museum gab es einen Shop (leider ohne sky diving Freud, s. unten), doch immerhin mit Handpuppen seiner selbst und seiner Couch oder nette Buttons.


Nach so viel Bildung war es Zeit, einfach mal rumzuhängen und es sich gut gehen zu lassen (nach der Schule, versteht sich). und so sind wir Donnerstag einfach nur essen gegangen im Hare & Tortoise und danach buchten Janchen und ich einen Teil unserer Südenglandreise bei ausreichend Bier.

Auch am Freitag ließen wir es ruhiger angehen und nachdem wir dann am Abend das ein oder andere Bier (auch im Viaduct) getrunken und unsere Leben analysiert hatten, schliefen wir alle erschöpft auf meinem Bett ein. Doch Janchen musste schon früh raus, weil sie sich mit ihren Eltern treffen wollte.

Ihre Eltern sind mit einer Reisegruppe nach London gekommen (durch den Tunnel) und machen jetzt z. T. das Programm mit, zum anderen unternehmen sie aber auch viel mit Janchen.

Jana hatte auch die Idee, in die Royal Albert Hall zu gehen und uns ein Konzert des Royal Symphonic Orchestra anzusehen. Sie spielten an diesem Abend verschiedene Rocksongs, orchestral arrangiert. Und Janchens Eltern haben mich sogar eingeladen, wofür ich mich auch noch mal ganz lieb bedanken möchte, denn es war einfach ein hammermäßiges Konzert. Begonnen haben sie mit Bitter Sweet Symphony und danach kamen noch so wunderbare Songs wie U2 beautiful day oder Meatloaf’s (oder eigentlich Jim Steinmans) bat out of hell.
Doch schon die Architektur dieses riesigen Konzerthauses ist beeindruckend und als wir nach dem Ende des Konzertes vom 5. Rang in die Tiefe schauten, war ich doch ganz froh, unten gesessen zu haben.

So, und heute ist Sonntag und ich bin wieder allein – ohne Niko, der sich gerade seinen Rucksack (und meine Chucks *g*) geschnappt hat (seine Schuhe sind hier schon zerfallen) und leider weg ist… samt meinen geilen lila Chucks, weil er es geschafft hat, seine Schuhe zu zerstören *g*. Doch schon in zwei Wochen sehen wir uns hoffentlich wieder – und noch viele andere von euch!!! Ich freu mich unbändig und drücke euch so lange noch mal!!
Eure Leene

Krimiabend

Nachdem also Sandra wieder gut in Berlin gelandet ist, hatten Jana und ich nur eins im Kopf – unseren Krimiabend.
Am Freitag trafen wir uns und begannen damit, ein riesiges Plakat zu basteln...



Über das Wochenende verteilt haben wir dann die verschiedensten Aufgaben bewältigt. Doch der anstrengendste Tag war wohl Montag, denn weder Janchen noch ich sind begeisterte Köchinnen, dennoch galt es, genügend Essen für ca. 30 Leute vorzubereiten. Und so fuhren wir bei ständig wechselndem Wetter durch ganz Ealing und schleppten unzählige kg Getränke und Lebensmittel durch die Gegend. Nachdem wir dann wieder bei Janchen waren, machten wir uns an die guten Partyspieße, was heißen soll, dass wir ca. 2,5 kg Hackfleischmasse & Co in Buletten verwandelt haben.
Mit mehreren Platten bewaffnet, kamen wir wieder in Drayton Manor High School an und besetzten die Küche der Schule. Es folgten Götterspeise-Salate-Spritzen-Vorbereitungen. Moment, Spritzen? Jepp, wir hatten mit Vanillesoße (custard) gefüllte Spritzen, die sich meine süße Julia Dahlenburg ausgedacht und mir sogar zugeschickt hat und die der totale Knaller an dem Abend waren. Schön war auch ihre Idee, eine Bowle aus roten Säften und mit roten Weintrauben befüllte Litschis (Augäpfel) und gefrorenen Eishänden. Ganz passend zum gruseligen Thema und äußerst lecker.


Am Dienstag also schwirrten wir weiter wie die Bienen durch die Schule und dekorierten, schnitten (ich mir auch fett in die Hand - passend zum blutigen Thema), rührten, schleppten… doch um 16.00 tauchten bereits die ersten vorfreudigen Schüler meiner Schule auf – Janchens Schüler hatten ja gerade erst Schulschluss und mussten immerhin mit dem Bus in unseren Bezirk und zu unserer Schule finden, was aber letztendlich auch sehr gut geklappt hat.



Unser Programm begann mit einer kleinen Prsäentation über Krimikultur in Deutschland, in der wir uns drei prominente Beispiele herausgefischt hatten und die Intros gezeigt ein wenig analysiert haben: Als erstes der seit 1970 laufende Tatort, mit dem berühmten Fadenkreuz, dann die Ost-Entsprechung Polizeiruf 110 und einem für uns heute witzigen Intro voller Ostautos und einem Helikopter der Volkspolizei. Wusstet ihr, dass es im Jahr 1990 als Zeichen der Wiedervereinigung eine Kooperation zwischen dem Tatort und dem Polizeiruf gab? Die Folge hieß Unter Brüdern, was ich schon sehr rührend finde.
Naja, und als drittes haben wir uns die Spürnase unter den Spürnasen ausgesucht – den Supercop und zugleich zweit erfolgreichste Fernsehserie aller Zeiten nach Baywatch: Kommissar Rex!!


Danach spielten wir black stories (auch ein empfehlenswertes Partyspiel, wenn auch leider nicht unbegrenzt oft spielbar), bei dem die Schüler das Ende einer Geschichte erhalten (wie etwa: Marie ging in ein Geschäft und kaufte sich ein Paar neue Schuhe. Am selben Abend musste sie dafür sterben. Was war passiert?) und dann den Hergang mit Hilfe von Ja/Nein-Fragen rekonstruieren sollten. Ihr könnt euch ja mal Gedanken über Marie machen und am Ende dieses Blogeintrags schreibe ich dann die Lösung :-).


Ganz gut war, dass Janchen und ich unsere Schüler gut durchmischt haben und sie so, nach kurzer Auftauphase, bei den black stories gut mitgespielt und deutsch gesprochen haben. Es war auch schön, mal unsere Lehrer zu treffen – denn leider sind unsere Schulen schon ein Stück voneinander entfernt und so kannte ich die Menschen (auch Schüler), mit denen Janchen jeden Tag arbeitet, nur vom Namen her.

Von meiner Schule waren dann auch Chris und Joan Tobin anwesend – Chris hat auch ein paar Fotos gemacht, die ich euch hier zeigen kann.

Joan Tobin war es auch, die uns aus dem Kostümfundus des drama departments ein paar Accessoires und Kleidungsstücke besorgt hatte, die unsere Schüler sich bei dem mini drama anziehen und umhängen konnten. Janchen und ich hatten eigens ein wenig blutiges mini Stück geschrieben, um die zarten Seelen unserer Schüler nicht zu verletzen – obwohl die bestimmt viel viel schlimmere Filme gucken als wir es uns nur vorstellen können *fg*.
Am Schluss haben wir ein paar Szenen aus meinem geliebten Tatort Münster abgespielt und dazu hatten die Schüler in ihrem Handout ein Quiz. Der Sieger (ein 13er) hat eine dicke Tafel Milka erhalten, die ich aus meinem privaten Fundus abgezwackt habe :-).

Am Ende des Abends saßen wir also mit einigem Müll, einem überschüssigen Plakat und einem ganz dicken Lächeln auf den Lippen in der Drayton. Janchens Schüler und Lehrer machten sich auf den Heimweg und mit ein paar Handgriffen war das Chaos beseitigt. Chris fuhr uns lieber weise mit dem Auto zu Jana und eh wir uns versahen, saßen wir das erste mal im Fox, einem Pub, der ungefähr 30m von Janchens Haus entfernt ist und von uns – aus unerklärlichen Gründen – bisher immer ignoriert wurde.

Da saßen wir nun – mit vielen, unglaublich schmeichelnden Evaluationsbögen unserer Schüler und sehr wenig Geld (hatten wir einfach im Gefecht vergessen). Doch der Barkeeper hatte Mitleid mit uns und beschloss, uns deutschen Mädels mal eine Bier(- und Ale)verkostung angedeihen zu lassen. Das Ergebnis des ganzen Abends waren dann zwei überglückliche und recht betrunkene Mädels. Eine von ihnen (ich sag aber nicht welche) hat sich hemmungslos an jeden Hund rangeschmissen und mindestens 4 Hunde fast zu Tode geknuddelt…

Als Fazit lässt sich sagen, dass es bisher das Stressigste ist, was wir hier angefangen haben und auch wenn wir uns zwischendurch (durchnässt und voll bepackt im Bus) gefragt haben, warum um Gottes Willen wir nur so ein Vorhaben planen konnten, war es das Ganze doch definitiv wert. Unsere Schüler hatten glänzende Augen und wollen uns gar nicht mehr gehen lassen. Und es gab auch ein paar Schüler, die nicht Deutsch als Fremdsprache haben und als sie erfahren haben, was wir gemacht haben, ziemlich neidisch waren. Die Bilder unseres Abends erscheinen übrigens auch auf der Medienwand der Drayton Manor und das ist ein merkwürdiges Gefühl und doch schön, etwas Bleibendes hinterlassen zu haben.


Dankeschön
An dieser Stelle muss ich mich ganz ganz doll bei Janchen bedanken, weil ich das allein mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht gepackt hätte… und noch dazu hat es mit dir wirklich Spaß gemacht, die einzelnen Phasen durchzustehen und dich als Stütze zu haben – und das gilt für alles, was wir hier machen und erleben – ist einfach wicked!!!
Auch einige unserer Lehrer waren der Wahnsinn…

Ich darf auch meine Julia nicht vergessen, die mit ihren Ideen (custard Spritzen, Augapfelbowle) dafür gesorgt hat, dass der Abend ein Hit wurde (die Schüler spielten den ganzen Abend damit rum und auch in der Evaluation wurde das Essen oft lobend erwähnt!).
Und auch der UKGC sind wir dankbar, dass sie unsere Idee finanziell unterstützt hat und wir uns so kaum Gedanken um die Finanzierung machen mussten.
Wir haben die Schüler auch etwas über diesen Abend schreiben lassen und das wird bald auf der UK-German Connection-Seite erscheinen. Den Link setzte ich dann einfach nachträglich hier rein.

Auflösung
Und nun für die fleißigen Leser, die gern wissen wollte, wie Schuhe tödlich sein können: Maries Mann war Messerwerfer und da die neuen Schuhe einen höheren Absatz hatten, ging ein Wurf ihres Mannes (der eine Augenbinde trug) versehentlich daneben. Schwarz humorig? Es sind eben black stories…

Eure Leene

Dienstag, 25. März 2008

Kontraste

Doch – in einem Wort zusammengefasst wäre es dieses, was die letzten 2 Wochen am Besten beschreibt. Ich habe unglaublich viel gesehen und auch unser Krimiabend hat stattgefunden. Doch dazu später mehr…


Zuerst hat mich Sandra besucht und – ganz im Gegensatz zu Niko – haben wir (endlich mal, bin es euch schon lange schuldig) die klassischen Routen und Sehenswürdigkeiten abgelaufen. So kommt es, dass ihr jetzt Fotos von der St. Pauls zu sehen bekommt, doch auch z.B. vom Tower oder der wunderschönen Towerbridge.

Es war einfach der Wahnsinn. Ich meine, ich bin zum schon dritten Mal in London und dennoch ist der Tower einfach ein eindrucksvolles Bauwerk, das mich immer wieder neu beeindruckt und in Beschlag nimmt. Hier seht ihr ein paar Fotos, die wir vom Tower aus geschossen haben.
Auch die Beefeater-Tours sind es jedes Mal wert und übrigens gibt es unter den 34 Beefies seit letztem Jahr eine Frau – Mädels, we're getting there *g*!
Es gibt übrigens einige Fakten, die ich noch nicht kannte und die euch vielleicht interessieren könnten – im Tower sind 1.500 Leute begraben – viele unter den Dielen der Tower eigenen Kirche.
Rudolf Hess war übrigens im Jahr 1941 der letzte Staatsgefangene, der im Tower gefangen gehalten wurde.

Interessant fand ich auch, dass heute etwas 40 Familien in den Mauern des Towers leben. Auf diesem Foto seht ihr ihre Wohnungen, die man leicht übersehen kann.




Nun mal ein Wort zu den Eintrittspreisen zu sämtlichen royalen und klassischen Sehenswürdigkeiten – ja, sie sind unglaublich hoch und doch haben Sandra und ich festgestellt, das die Qualität und die detailreiche Pflege der englischen Traditionsorte jeden Penny wert sind. So kommt es auch, dass bisher jede der Paläste und Burgen, die wir hier in England sehen entweder in hervorragendem Zustand sind oder restauriert werden (so historisch korrekt wie nur möglich).

Doch auch in Neuerungen wird investiert. So hat der Tower jetzt einen modernen, gläsernen Shop und die Schlangen, die sich vorher über den ganzen Hof zogen, sind deutlich entzerrt durch mehrere große Ticketschalter, in kleiner Entfernung. Dadurch ist der Platz vor dem Tower viel offener und sieht nicht mehr so unglaublich überfüllt aus wie früher (zu jeder Tageszeit). Im Shop gab es dann auch wieder allerhand Skurriles:







Am Samstag, dem 1. März sind Sandra und dann zuerst in eine wunderschöne alte, katholische Kirche gefahren. Der Reiseführer beschrieb die All Saints Kirche als jene Londons mit der „außergewöhnlichsten“ Einrichtung. Und so dachten wir, uns würde eine hypermoderne und vielleicht auch charakterlose Kirche erwarten – doch das Gegenteil war der Fall.


Habe dann auch wieder etwas dazugelernt – hier seht ihr ein Tabernakel über dem Altar schweben*g*:


Und weil wir schon einmal bei eindrucksvollen Kirchen sind - voilà - St. Pauls Cathedral:

Doch ein ganz persönliches Highlight meines Aufenthalts war Windsor. Ein wunderschönes Städtchen, das uns auch noch mit schönem Wetter begrüßte. Oberhalb der Stadt erhebt sich die offizielle Residenz der Königsfamilie und eine lokale Flagge verriet uns, dass die Queen sich nur weniger Meter von uns entfernt im Schloss Windsor aufhielt.
Es lohnt sich auch hier in jedem Fall, die Zähne zusammenzubeißen und den horrenden Eintrittspeis zu bezahlen, denn was uns erwartete beschäftigte uns (dank Audio-Führer) mehrere Stunden lang.
Windsor ist im Jahr 1992 zu einigen Teilen abgebrannt. 1992 war ein schreckliches Jahr („annus horribilis“) für die königliche Familie und der Willen des Volkes, seine royals weiterhin zu unterstützen, schwand. Doch heute ist davon nichts mehr zu spüren und alle vom Feuer betroffenen Bereiche sind restauriert und erstrahlen in neuem Glanz.

Doch seht am Besten selbst:




Danach gönnten wir uns die landestypischen scones (schwer zu beschreiben… vielleicht als schweres Kuchenbrötchen?) mit clotted cream (ich krieg die nur schwer runter, ist superfette Sahne von zähflüssiger Konsistenz, wenn auch eigentlich ziemlich lecker), Marmelade und Tee. Währenddessen ging bereits die Sonne unter. Dennoch haben wir uns auf den Weg gemacht, um uns Eton College anzuschauen, wo auch die beiden Prinzen ihre Bildung erhalten haben. Doch leider war der Zugang zu dem Hauptgebäude (eigentlich) schon geschlossen. Doch mit viel Charme bracht ich den Nachtwächter dazu, uns den einen oder anderen Blick auf den Hof (und die Jungs :-)) zu gewähren… in diesem Gespräch fand ich dann auch heraus, dass der Nachtwächter früher selbst am Eton College unterrichtet hatte – er war Sportlehrer und hat unter anderem auch Prinz William in Schwimmen und Rudern angeleitet. (WOW!!) Naja, ich habe ihn dann so nach den sportlichen Fähigkeiten Williams ausgefragt und wie er denn so persönlich ist. Ganz Gentleman zeigte mir der Wächter ein paar Fotos in seinem Büro, auf dem er und Mitglieder der Königsfamilie abgebildet waren – so die Queen, Charles, Harry & William und auch ihre Mutter.

Das war also ein ganz besonderer Abend und etwas, woran ich mich sehr lange erinnern werde. Ach, und falls ihr in Eton mal „den Haupteingang“ suchen solltet, so etwas gibt es dort nicht, denn dieser Teil von Windsor ist quasi komplett Eton Campus. Die Jungs haben da übrigens Ausgang bis 10 (auch wenn der Nachtwächter anmerkte, für manche wäre das schon zuviel Freiheit, er hätte schon so einiges gesehen in seinem Beruf *g*) und sie haben einen College eigenen Pub.



Am nächsten Tag waren wir, Jana, Sandra und ich, dann nach einem ausgiebigen Frühstück mit Jared, ein zweites Mal in der St. Pauls und sind dann über die Millenium Bridge gelaufen, um erst einmal festzustellen, dass wir die Tate Modern zwar schon viele Male gesehen und besucht haben, dabei aber einfach nicht mal ein bisschen weiter links das rekonstruierte und wirklich atmosphärische Globe Theater zu sehen.




Doch an diesem Tag haben wir sogar eine interessante Führung mitgemacht und konnten ganz nah ran an die Bretter, die die Welt bedeuten:



Hier seht ihr übrigens den (im modernen Theater) Schnürboden mit eingebautem „Himmel“, einer kleinen Tür, aus der dann Schauspieler als Engel herabgelassen werden können. Dementsprechend gibt es allerdings auch eine Falltür, die Sünder in die Hölle transportiert.


Im Jahr 1997 öffnete dieses aus über 1.000 Eichenstämmen erbaute nahezu runde Theater (Replik des abgebrannten Originals) zum ersten Mal seine Pforten. Zu Shakespeares Zeiten wurde – in Ermangelung elektrischen Lichts – nur eine Vorstellung täglich gegeben, die um 14.00 begann. Dieses Theater fasst insgesamt etwa 1.600 Menschen (900 sitzend, 700 stehend), wobei die Führerin jedem nur empfehlen kann, wie früher die groundlings in der Mitte vor der Bühne zu stehen. Zwar ist man dort allen Wetterumschwüngen gnadenlos ausgeliefert, doch kann man sich z.B. auf die Bühne lehnen und wird oft zum Mitfiebern und Mitmachen animiert. Außerdem sind diese Karten (wie früher) sehr viel billiger. Interessant und sympathisch fanden wir, dass es hier durchaus erwünscht ist, wenn die Besucher sich ihr eigenes Bier und Verpflegung mitbringen – ganz im klassischen Stil. Da das Theater nur in den halbwegs erträglichen Monaten offen ist (Am 23. April jeden Jahres, Shakespeares Geburtstag, wird das erste Stück des Jahres aufgeführt), hat das Rumlungern in der Mitte Festivalcharakter. Allerdings sollte man wohl nicht zuviel Alkoholisches zu sich nehmen, da eine Vorstellung mindestens 3 Stunden dauert…


Nach dieser spannenden Führung machten wir uns auf den Weg in die St. Martin in the Fields-Kirche, die ein Café in der Krypta beherbergt. Die Einschätzung des Reiseführers, das man in einem solchen Kirchencafé dem teuren London ein Schnippchen schlägt, konnten wir keinesfalls unterschreiben, doch lecker war trotzdem und in der Kirche selbst hatten wir das Glück, einer Chorprobe beiwohnen zu dürfen.

Danach konnten wir mit einem Spaziergang viele Sehenswürdigkeiten abklappern, die jeweils einen Steinwurf voneinander entfernt waren – u .a. Trafalgar Square &Co, das Banqueting House samt Wache, No. 10 Downing Street, Old Scotland Yard, Houses of Parliament, Big Ben und schließlich Westminster Abbey, in der wir einen Gottesdienst unterwanderten und der Privatsekretär des Bischofs von Canterbury eine wirklich anschauliche und atmosphärische Predigt gehalten hat.


Am Montag haben wir uns das Händel-Museum, nahe an der Londoner Luxusmeile Regent Street gelegen, von außen angeschaut (hat montags zu *g*), doch kurios war die Plakette, die an der Vorderseite des Hauses angebracht war – 2 Musiker ganz unterschiedlicher Couleur lebten hier unter dem selben Dach – wenn auch Jahrhunderte voneinander getrennt:


Dann begaben wir uns auf den Weg zum Highgate Cemetry – einem Friedhof in Nordlondon, der in zwei Teile geteilt ist. Der östliche Teil ist ein relativ normaler Friedhofkomplex, allerdings liegen hier berühmte Persönlichkeiten wie George Eliot, der Gründer des Foyles-Buchimperiums, Anna Mahler und Karl Marx (der sich einen schlichten kleinen Grabstein gewünscht hatte – umsonst):

Der westliche Teil hingegen ist ein ziemlicher Geheimtipp und stammt aus dem Elisabethanischen/Viktorianischen Zeitalter. Dieser verwunschene und überwucherte Teil inspirierte Bram Stoker zu seinem Gothic-Klassiker Draculas Gast.

Im 18. Jahrhundert erreichte die Begeisterung der Engländer für die Antike ihren Höhepunkt und das erkennt man auch auf diesem Teil des Highgate Cemetry.


Hier erreichte der Grabsymbolismus einen seiner skurrilen Höhepunkte. Besonders eindrucksvoll etwa ist die Egyptian Alley mit einem Obelisken und einer überwachsenen alley way – einem Gang, der auf ein großes von einer wunderschönen Zeder bewachsenes Rondell zuführte.

In diesem Rundweg dann kommt man auch an einer (für die damalige Zeit wohl ziemlich) skandalösen Gruft vorbei: Mabel v. Batton, eine eigentlich verheiratete Frau aus dem 18./19. Jahrhundert, ließ sich hier mit ihren beiden lesbischen Liebhaberinnen Radcliffe und Hall bestatten.
Doch auch andere nutzten die eigene letzte Ruhestätte als Statement – so etwas Julius de Beer. Er kam als verarmter deutscher, jüdischer Geschäftsmann nach London um sein Glück zu versuchen. Er wurde ein reicher Mann und wurde doch zu Lebzeiten nie richtig von der High Society Englands akzeptiert, zum Einen, weil er Jude und Ausländer war, zum Anderen, weil er nicht in seinen Stand geboren, sondern ein „Neureicher“ war.
Nun muss man sich vorstellen, dass man vom Highgate Cemetry (ähnlich wie von Hampstead Heath) eine herrliche Aussicht über London hatte und viele feine Damen und Herren in ihrer freien Zeit über den Friedhof flanierten und Konversation betrieben.
Julius de Beer ließ ein monströses Mausoleum erbauen, dass der feinen Gesellschaft den Ausblick verdarb. Auch eine Art, sich bei der Nachwelt zu bedanken.

Oder George Wombwell, ein englischer Dompteur, der seinen Lieblingslöwen Nero auf seinem Grab abbilden ließ um ihn immer bei sich haben – auch im Tod.

Oder Thomas Sayers, ein beliebter Preisboxer, dessen Familie und Freunde eine riesige Summe sammelten um ihn für immer vom gefährlichen Boxen (damals halbwegs illegal und so lange, bis einer der Kontrahenten k.o. ging…) abzuhalten – was er ihnen zuliebe dann auch tat. Leider starb er trotzdem kurz darauf und eine Masse von Londonern pilgerten zum Highgate Cemetry, um ihm die letzte Würde zu erweisen. Unter ihnen, ganz vorn als einer der Angehörigen und in schwarz, sein treuester Begleiter, der schließlich auch einen Platz auf seinem Grab gefunden hat.


Es gibt noch so einiges anderes zu entdecken, doch ich will euch ja nicht alles verraten.
Wer diesen ungewöhnlichen Ort besuchen möchte, dem sei gesagt, dass sich dieser Ausflug definitiv lohnt und doch an eher festes Schuhwerk gedacht werden sollte (weil es vom Busstop dann doch noch einige Meter steil bergauf geht, bis man dann oben auf dem Berg den Eingang erblickt. Übrigens steigt man nicht schon bei dem ersten Stopp aus, der einen einen Blick auf den Friedhof erhaschen lässt, sondern erst dem zweiten (sonst latscht ihr ca. ein 3/4 Mal umsonst um den Friedhof herum (von außen). Und eine Tour durch den verwunschenen Part muss dann unbedingt sein (sonst kommt man auch nicht rein und sie ist wirklich sehr informativ).