Dienstag, 27. November 2007

Socialising

Wieder ist eine Woche wie im Flug vergangen. Letzten Sonntag waren wir nun also tatsächlich in der äußerst eindrucksvollen British Library und bestaunten „The King's Library Tower“, die allerdings nur von den Bibliothekaren betreten werden darf und inmitten eines riesigen Glasverschlags untergebracht ist. Mit dabei waren wieder Victoria und Janchen, die mir hier richtig richtig doll ans Herz gewachsen ist.
Sonntags ist leider der großes Lesesaal (touristischer Höhepunkt :-)) geschlossen, doch das ist nur ein Grund mehr, diese atemberaubende Bibliothek zu besuchen. Abgeblich soll jedes in England gedruckte Buch mit mindestens einem Exemplar hier vertreten sein (und wenn das mal kein Anreiz für die Vorbereitung und Bearbeitung meines Fachpraktikumshefters und der victorian madness-Hausarbeit ist…).


Doch, ganz ehrlich, hat mich vor allem der library shop in einen kleinen Kaufrausch gestürzt (fast – kurz bevor die Karte glühte, habe ich dann doch das ein oder andere da für die weiteren Besucher dagelassen!). Aber es war auch gemein, immerhin hat die British Library Schätze wie eine komplett erhaltene Gutenberg-Bibel, altenglische Bibelsprüche aus dem Kloster Lindisfarne und das Originla der Magna Charte von 1215! Ich konnte also nicht umhin mir einen Druck einer Gutenberg-Seite als Poster mitzunehmen und auch ein Wortspiel namens dice words, eine Art mini-mini-Scrabble und super für den Unterricht geeignet, musste dran glauben, achja und der obligatorische Bleistift. Dagelassen habe ich leider das Kühlschrank-Poesie-Set (mit unglaublich vielen englischen Wörtern und Silben, die man auf dem Kühlschrank zu Sätzen und Gedichten verbinden kann - ihr kennt das bestimmt), aber leider ist unser Kühlschrank zu Hause wohl zu niedrig, als das Berndi und ich Lust hätten, auf dem kalten Küchenfußboden rumzukrauchen um Verse shakespearschen Niveaus zu kreieren. Oh apropos, ließ ich auch ein Set mit Schimpfwörtern aus dem Oevre besagten Dichters liegen – auch wenn dieses Sätze enthielt wie:

"Thou paunchy fen-sucked scullian!"

(Du dickbaeuchiger, matschgetraenkter Kuechenjunge)

oder

"Thou burly-boned dismal-dreaming mammet!"

(du staemmiges bedrueckend-trauemendes Mammut?) :-)


Danach ging es, wie sollte es anders sein, in einen Pub – honey dew ist übrigens ein wirklch leckeres Bier mit Honignote – um den ein oder anderen Teller ungesunden Pub foods zu sich zu nehmen. Victoria verabschiedete sich bald und Janchen und ich stiegen, bei klischeehaft schlechtem Londoner Wetter, in den erstbesten Bus. Doch schon bald merkten wir, dass der Busfahrer nur selten anhielt und plötzlich (es waren nur 3 Leute im Bus) meint er: „I’m lost.“ Er hatte sich also offensichtlich verfahren (oder es war wieder einmal ein Beispiel englischen Humors?). Dennoch erreichten wir bald Marble Arch und wähnten uns schon sicher vor dem Unwetter, als im Oxford Circus ein Sicherheitsalarm ausgelöst wurde (wahrscheinlich hat mal wieder jemand seinen Koffer stehen lassen, das löst hier schnell mal ein komplettes Chaos aus…) und so liefen wir wieder durch den Regen und nach einer Odyssee waren wir zu Hause und in trockenen Tüchern.


Zwei Tage später, ich hatte es schon fast vergessen, war ich dann beim Abendessen mit den Sprachlehrern der Northolt High in Eastcote. Wundervoll – chinesisches all you can eat (ich hab sogar geschafft, noch mehr zu essen als ich eigentlich kann! Hilfe!!) – und unzählige Flaschen Wein später war die Stimmung ausgelassen, ein Grund für mich und Louisa (ähnlich durchgeknallt wie ich) die aus Anlass eines Geburtstags angebrachten Luftballons für lustige Mickey Mouse-Helium-Ansprachen zu missbrauchen… kurz: wir hatten Spaß. Und zu allem Überfluss wurde ich dann tatsächlich auch noch von einer Lehrerin bis vor die Haustür gefahren in einem kuschelig warmen Familienauto. Am nächsten Tag hatte ich übrigens meinen Spaß, die verkaterten Lehrer mit einem Grinsen zu begrüßen (ich hab da schon so meine Tricks den hangover zu vermeiden).


Doch es gibt auch durchaus schöne Neuigkeiten, die direkt mit meinem Job zu tun haben. Auf diesem Einführungstag des Goethe-Instituts Anfang Oktober wurde eine neue Regierungsinitiative zur Förderung des deutsch-britischen Kulturaustauschs vorgestellt und wir FLAs (Foreign Language Assistants) sollten uns bewerben, wenn wir gern von der UK-German-Connection geförderte Projekte an unserer Schule organisieren wollten. Da Jana und ich ziemlich ideenreiche und begeisterungsfähige Menschenkinder sind, haben wir uns also beworben und sind tatsächlich genommen worden (wir sind also 2 von 35 Leuten; über 100 Assistenten aus ganz Großbritannien haben sich beworben, nicht schlecht…), dürfen nun wirklich UK-German-Connection Ambassadors („Botschafter“) nennen und werden auch ein Zertifikat und eine Referenz dafür erhalten.


Nach einem Wochenend Workshop in der deutschen Botschaft (!) in London wissen wir jetzt auch, was es alles braucht um Schulprojekte zu organisieren und wie man die Ergebnisse am Besten publik macht („showcasing“) – also geht’s wohl bald los mit dem ersten Projekt. Nur so viel, es hat was mit Weihnachten zu tun :-), mal hoffen, dass das alles in etwas so klappt, wie wir uns das vorstellen. Und wieder einmal ist es von großem Vorteil ein Lehrerkind zu sein, weil ich natürlich aus dem Erfahrungs- und Ideenschatz meiner Mama schöpfen kann und so hoffe ich, dass wir die Anfängerklippen umschiffen können. Doch dazu dann mehr, wenn es konkreter wird.


Der Workshop war übrigens wirklich gut organisiert und auch wenn es wohl nur halb so viel Spaß gemacht hat, weil Janchen, wohl durch unsere Regen-Odyssee erkrankt, nicht dabei sein konnte. Aber ich habe wirklich selten ein so konkret hilfreiches Seminar gehabt und auch das Zeitmanagement war hervorragend – und das Essen! Habe zum ersten Mal libanesisch gegessen (leider nicht so ganz mein Fall) und am Sonntag waren wir doch tatsächlich in einem italienischen Restaurant I N der italienischen Botschaft?! Verrückt… da könnten wir doch eigentlich auch ne Currywurstbude in der deutschen Botschaft aufmachen *g*! Ich wär dabei!
Schön finde ich auch, dass mir die Lehrer sagen, dass meine Schüler den Unterricht bei mir genießen und sich sogar manchmal streiten, wer zu mir darf. Ich habe hier wirklich ziemlich viel Freiheit, was meine Vorbereitung und die Unterrichtsinhalte angeht und so kennen meine Schüler jetzt Farin Urlaubs „Die Dusche“ (einige singen sogar mit!!), Mias „Tanz der Moleküle“ und ja, selbst die Toten Hosen… bin stolz, denn hier hört das Musikwissen meist bei den Prinzen und Pur (*schüttel*) auf. Wenn ihr da noch Tipps oder ein neues Lied – bin ja immer noch abgeschnitten von der Außenwelt und habe erst jetzt durch Kathilein erfahren, dass Münti von allen Ämtern zurückgetreten ist, das geht so nicht Leute! – findet, dann ab die ePost!
Jetzt freue ich mich übrigens auf meine Julia (Göttingen), die vom 5.12. an bei mir sein wird *G* und hoffe ganz doll, dass es euch allen gut geht!

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