Donnerstag, 14. Februar 2008

Derby – Manchester – Nottingham

„London? Schon schön, aber das ist ja nicht das richtige England.“ Diesen Satz habe ich auf FLA-Meetings des Öfteren zu hören bekommen. Vielleicht ist es Neid, doch vielleicht ist auch was Wahres dran? Um also einmal etwas anderes von der Insel zu sehen als die Hauptstadt, sind Jana und ich am vergangenen Wochenende nach Derby aufgebrochen.
Maja war so herzlich und hatte uns schon länger eingeladen, sie in ihrer neuen Heimatstadt zu besuchen. Dabei löste das Wort „Derby“ bei unseren Lehrerkollegen und Mitbewohnern ganz unterschiedliche Reaktionen hervor:

Joan Tobin, meine Mentorin meinte, es sei ganz schnuckelig - sie hat dort Bekannte und mag Derby wirklich gern - und wünschte mir ein schönes Wochenende.
Janas Mitbewohner Nick (aus Dorset, einem äußerst beliebten Ferienziel der Engländer) fiel dazu ein, dass Derby unter den „10 schlechtesten Orten Englands“ sehr weit vorn liegt.
Einer meiner Schüler meinte nur, in Nordengland sei die Verbrechensrate doch so hoch und ich solle auf mich aufpassen (süß, oder?).
Und Kiri konnte mir gleich einige nette Pubs in Nottingham und Manchester empfehlen – das liege ja nah beieinander.

Nach so vielen divergierenden Aussagen waren wir also sehr gespannt und um es vorwegzunehmen: Derby ist wundervoll und auch wenn es ziemlich übersichtlich ist, hat es doch viel Atmosphäre. Die Innenstadt erinnerte mich ein bisschen an Göttingen (bei dem die Ansichten der Deutschen sich bestimmt auch spalten würden).
Maja holte uns dann auch von der Haltestelle ab und führte uns in ihr wirklich schönes Zuhause. Anders als viele Zimmer, die wir hier schon gesehen haben, hatte dieses, wie sie es nannte schon „deutschen Standard“, was soviel hießt wie eine funktionierende Heizung (die auch benutzt wird), ein Wohnzimmer mit geräumiger Küche und ein schönes relativ großes Zimmer mit französischem Bett.





Nach einer erholsamen Nacht, die Fahrt von London nach Derby hatte über 3 Stunden gedauert, machten wir uns in der Morgendämmerung auf den Weg, Manchester zu erkunden.
Am Busstopp lernten Jana und ich dann auch Tatjana kennen, die wie Maja Assistentin in Derby ist, und uns begleitete. Von Anfang an hat die Chemie einfach gestimmt und wir haben uns einfach super verstanden – ein freudiges Quartett.
Selbst das englische Wetter passte zu unserer ausgelassenen Stimmung und so konnten wir viele von strahlender Morgensonne beschienene Hügel mit den so charakteristischen Steinmauern bewundern. Es ist schon etwas anderes, diese mal selbst zu sehen und wir kamen nicht umhin, die Ausdauer derer zu bewundern, die sich solch eine Aufgabe gestellt hatten.
In Manchester angekommen, besuchten wir zuerst das kleine stadteigene Chinatown, da man an solchen Orten immer wieder kuriose Entdeckungen machen kann. Hier seht ihr den so genannten „Imperial Chinese Archway“.



Manchester selbst hat übrigens nur rund 450.000 Einwohner (Greater Manchester allerdings über 2.5 Millionen). Doch dementsprechend verzerrt ist auch das Stadtbild. Wir fuhren durch eine relativ ländlich aussehende Gegend und plötzlich erhob sich hinter einer Kurve ein riesiges modernes Gebäude und die eigentliche City beginnt.
Manchester ist vor allem bekannt für seinen Fußballverein, doch auch in der Musikgeschichte hat es einen festen Platz und es gilt als besonders schwulenfreundliche und multikulturelle Stadt. Die Römer nannten es übrigens Mamucium (brustförmig) und in der Zeit der industriellen Revolution im 18./19. Jahrhundert war es ein Zentrum der Baumwollindustrie. Diese Nutzung prägte das Stadtbild und machte es, wie viele nordenglische Städte, zu einem weniger anziehenden Reiseziel. Doch nachdem die Stadt im Jahr 1996 einen Bombenanschlag der IRA verkraften musste, wurde viel Geld in die Stadtentwicklung investiert.
Hier seht ihr das eindrucksvolle Rathaus von Manchester und begeisterte Deutsche.






Doch genug Geschichte – das dachten wir uns auch und betraten das größte innerstädtische Shoppingcenter Europas, Arndale, mit über 208 Läden und darunter auch Wohlbekanntem.



Wie London, und vielleicht bald Berlin, wie mir berichtet wurde, hat auch Manchester ein „Wheel“ (Riesenrad), von dem aus wir einen atemberaubenden Blick über die Stadt genießen konnten. Übrigens, so drang es aus den eingebauten Lautsprechern, ist dies ein Ergebnis deutscher Ingenieurskunst – und das gibt einem schon ein sicheres Gefühl so weit oben :-).

Unser nächstes Ziel war das Urbis, ein unkonventionelles Zentrum für Kunst und Design mit wunderschönem Restaurant direkt im oberen Teil dieses wasserfarbenen Gebäudes.
Und trotz all der Sehenswürdigkeiten bleibt mit Manchester doch ein wenig suspekt, denn es ist weder ausschließlich modern, noch traditionell. Es vereint sehr viele Gegensätze, was auch in gewisser Weise reizvoll ist, doch mein Herz hat Nottingham gewonnen.
















Doch nach diesem Ausflug gönnten wir vier uns das eine oder andere Bier in Derbys „The Standing Order“, einem Pub, der in einem früheren Bankgebäude untergebracht ist und viele interessante Eigenheiten, wie z.B. eine außergewöhnlich hohe Decke, Portraits und Bücherwände aufwies. Jana und ich mussten uns schon verkneifen, in einen Bierrausch zu verfallen, bei den niedrigen Preisen, die nicht mit London zu vergleichen sind und, die ich auch ganz schnell wieder verdrängt habe.

Am nächsten Tag - und ganz ohne den eigentlich zu erwartenden Kater – fuhren wir nach Nottingham. Und das ist wirklich so, wie ich es mir vorgestellt hatte, wenn nicht sogar noch schöner. Wie ihr an den Fotos unschwer erkennt, hat auch Nottingham ein Wheel, das sogleich bestiegen wurde.
Doch mein persönliches Highlight des Tages war Nottingham Castle. Leider habe ich dazu kaum Fotos parat, doch die werden hoffentlich bald folgen, damit ihr seht, was mich so begeistert hat. Auch wenn nur noch die Grundmauern des originalen Schlosses zu sehen sind, hat sich Nottingham doch den Robin Hood-Charme bewahrt. Auch der Sherwood Forest existiert noch, auch wenn er im Laufe der Jahrhunderte zu großen Teilen gerodet wurde und sich nun weit außerhalb der Stadt befindet.



Danach sind wir im ältesten Pub des Vereinigten Königreichs, wenn nicht sogar der Welt (auch wenn das von einigen bestritten wird) eingekehrt. „Ye olde Trip to Jerusalem“ befindet am Fuße des Nottingham Castle und hat, wie auch das Schloss selbst, teilweise einen sehr höhlenartigen Charakter. Da das Hausbier hier so lecker war, wurde unsere Stimmung immer ausgelassener und die Zeit verflog nur so. Nach weiteren Stunden in einem indischen Restaurant (für mich war es tatsächlich das erste Mal), auf dem Campus der Nottingham University, auf dem kurz zuvor Festlichkeiten zum chinesischen Neujahr stattgefunden hatten, und einem weiteren Pub, war es Zeit nach Derby zurückzukehren.

Ich weiß nicht, ob ich schon einmal etwas über die Kleidung der minderjährigen weiblichen Inselbewohner berichtet habe? Die spinnen. Bei nachtklarem Himmel und dementsprechend niedrigen Temperaturen (wir froren in unseren Mänteln, obwohl wir in Schals und z.T. Handschuhe eingemummelt waren), tragen diese Kreaturen kaum mehr als wir im Hochsommer. Es ist schon fast surreal – die Mädels tragen Hotpants oder Miniröcke und knappe Oberteile und tatsächlich nichts drüber – im tiefsten englischen Winter. Nie. Und so laufen sie die ganze Nacht durch die Stadt von Pub zu Club. Krank.

So ging dann leider auch unsere letzte Nacht in Derby vorbei und am Montag saßen wir mit schweren Herzen im Bus nach London. Neben all den schönen Sehenswürdigkeiten war es aber vor allem die perfekte Chemie zwischen uns vieren, die dieses Wochenende zu dem schönsten macht, das ich hier bisher erlebt habe - bis natürlich auf die mit euch ;-). Vor allem möchten Jana und ich Maja noch einmal ganz lieb dafür danken, dass sie uns eine so wundervolle Gastgeberin und organisierte Reiseführerin war – und Tati, falls du das liest, drück ich dich hier auch noch mal! Es war echt schön, dich kennen gelernt zu haben.

Falls ihr euch bis hier durch meinen Bericht gekämpft habt, drücke ich euch alle ganz doll und hoffe, dass ihr auch viele schöne Dinge erlebt. Morgen Abend habe ich meinen geliebten Bernd hier und so werde ich wohl länger nichts posten, doch ich denke an euch – ganz bestimmt.
Eure Leene

3 Kommentare:

tati-in-derby hat gesagt…

Das ist ja so suuuueeeeess!!! Drueck dich lieb zurueck!

tati-in-derby hat gesagt…

Ach ja: Nottingham hat die hoechste Kriminalitaetsrate! Kaum zu glauben!

EnglischeLady hat gesagt…

huuh leene !
da ist ein kleines problem !
mein ex freund hat meinen studi acc gelöscht !
und nun find ich dich nimmer.. du hattest doch da so nen komischen neuen namen , ne ?
würde mich freuen , wenn du mich mal anschreibst .. unter altbewertem namen !
lg
susi